Stab:
Regie: Claudia Schröder
Drehbuch: Arbeitskreis Roter Elefant (Silke Bartlick, Mark Sand, Ute Werner-Thilo, Birgit Wimmer) und Claudia Schröder
nach dem Roman von Christine Nöstlinger
Kamera: Fritz Moser
Musik: Willy Siebert
Schnitt: Sabine Jagiella, Inge Kleinknecht
Produzent: Ottokar Runze
Produktion: Ottokar Runze Filmproduktion

Darsteller:
Berti Bartolotti: Violetta Ferrari
Egon: Heinz Schubert
Konrad: Daniel Thorbecke
Kitty: Alexandra Degen
Florian: Robert Stephan
Oliver: Otu Tetteh
Michi: Daniel Jürgen Lohmann
Anna: Barbara Simon
Caruso: Erwino Torre
u.a.

Laufzeit: 80 Min., 35mm, Farbe, Mono + 16mm
Format: 1:37
FSK: o.A.
FWB: wertvoll

Inhalt:

"Guten Tag, liebe Mutter. Die Nährlösung ist im Deckel." Frau Bartlotti hatte zwar am Gewicht der Dose, die zwei blau gekleidete Männer gerade ins Haus geliefert hatten, sofort gemerkt, daß darin kaum Popcorn oder ähnliches sein konnte. Aber daß sie aus der Konservenbüchse ein kleines, verschrumpeltes Wesen mit "liebe Mutter" anreden und sich nach dem Übergießen mit der Nährflüssigkeit als siebenjähriger Junge entpuppen würde - das brachte sie doch aus der Fassung. Schließlich war es auch nur ein dummer Computerfehler in der Fabrik für Instant-Kinder, der Konrad, ein ausgesprochen wohlerzogenes Elite-Kind, an Frau Bartolotti liefern ließ.
Nicht nur, daß die lebenslustige Frau sich mit Kindern überhaupt nicht auskennt. Was Konrad in der "Endfertigungsphase" darüber gelernt hat, wie siebenjährige Jungen sich zu benehmen haben, steht in krassem Gegensatz zu den Prinzipien seiner unfreiwilligen Mutter: Frau Bartolotti, die ihren Lebensunterhalt durch Zeichnungen für einen Verlag verdient, tut ausgesprochen gern das Gegenteil von dem, was andere Leute für gut und schicklich halten. Konrad hingegen hat den unüberwindlichen Wunsch, das zu tun, was andere von ihm erwarten. Er weiß in jeder Situation, was siebenjährige Jungen zu tun haben. Dafür haben schon die "Schuldgefühlstunden" gesorgt, denen er sich in der Fabrik unterziehen mußte.
Konrad steht deshalb eigentlich der Apotheker Egon viel näher, der samstags und dienstags mit Frau Bartolotti befreundet ist. Das ist ein liebenswürdiger, korrekter Mann, dem Konrads manierliche Art durchaus zusagt. Weil der Apotheker bei aller Freundschaft meint, eine Frau wie Frau Bartolotti sei den Pflichten der Erziehung nicht allein gewachsen, wird er kurzerhand Konrads Vater. Den Jungen stört allerdings an Egon, daß der Apotheker Kitty nicht leiden kann.
Kitty lebt in der Nachbarwohnung und ist schnell Konrads Freundin geworden. Sie nimmt ihn in der Schule vor Klassenkameraden in Schutz, wenn es notwendig ist. Und das ist es oft. Der Musterschüler Konrad, der nicht pfuschen und keine Streiche mitmachen kann, macht sich mehr als einmal unbeliebt bei den Schülern. Obwohl sich Konrad selbst unwohl dabei fühlt, kann er eben nur das tun, was Lehrer und Erwachsene von ihm verlangen. Kitty hat da gut reden: "Du mußt dich unbedingt ändern!" Schließlich hat er das perfekte Fertigungsprogramm der Fabrik durchlaufen.
Aber dann wird es plötzlich bitter notwendig, daß sich Konrad von Grund auf verwandelt. Die Fabrik hat bemerkt, daß er nicht dorthin geliefert wurde, wo man ihn bestellt hat. Die blauen Männer wollen das "irrtümlich gelieferte Produkt" wieder abholen. Aber Konrad will nicht mehr weg von Frau Bartolotti, von Egon und Kitty. Und die drei wollen sich auch von ihm nicht mehr trennen.
Trotz Konrads Bedenken, ob das denn auch erlaubt sei, wird eine raffinierte Rettungsaktion gestartet: Aus dem Elite-Kind soll ein rotzfrecher Lümmel werden, den die Firma gar nicht zurückhaben will. Beim Apotheker versteckt, trainiert Kitty verbissen mit Konrad. Er muß Schimpfworte lernen und Wände bemalen, so schwer es ihm auch fällt. Als die blauen Männer, der Fabrikdirektor und Konrads "rechtmäßige Eigentümer" die Apotheke stürmen, wird ihnen ein furioser Empfang bereitet, in dessen Mittelpunkt ein völlig ausgewechselter Konrad steht.
Erst als die Blauen in die Flucht geschlagen sind, findet man Zeit zum Aufatmen. Und Zeit zum Nachdenken. Konrad fragt sich, ob er in Zukunft nun musterhaft sein soll, wie es ihm in der Fabrik anerzogen wurde, oder lieber unausstehlich, wie er es in Kittys "Intensivprogramm" gelernt hat. Eigentlich behagt ihm beides nicht. Aber wahrscheinlich hat Kitty ja recht: "Wir kriegen das schon hin."

Claudia Schröder
ist 1953 bei Hamburg geboren. Sie studierte Kunsterziehung und Soziologie.
Anschließend arbeitete sie für den Südwest-Funk und den Süddeutschen Rundfunk und übernahm die Regie-Assistenz in Ottokar Runzes Film ,,Stern ohne Himmel" nach dem Jugendbuch Leonie Ossowskis.

"Konrad" ist der erste Film, den Claudia Schröder in eigener Regie inzenierte.

Seitdem ist sie als freie Regisseurin, Autoren und Produzentin tätig.

Filmographie:
"Konrad aus der Konservenbüchse"
Spielfilm, 35mm, 83 Min., nach dem Roman von Christine Nöstlinger, 1982

Beiträge für SFB und WDR-Kinderprogramm, u.a. "Sendung mit der Maus", Buch, Regie, Produktion, 1984

"Voll auf der Rolle"
Verfilmung des gleichnamigen Theaterstücks von Leonie Ossowski, WDR,
90 Min., 1985

"Europa abends"
nach Motiven des Romans "Trust D.E." von Ilja Ehrenburg
Spielfilm, 35mm, 86 Min., 1988
mit: Eddie Constantine, Heinz Schubert, Maja Maranow u.a.

"Musik groschenweise"
TV-Serie, 6 Folgen a 30 Min., ZDF, 1989

"Der Zwerg im Kopf"
nach dem Roman von Cristine Nöstlinger
Spielfilm, 35mm, 90 Min , DEFA für DFF,1991

"Clown Gurke"
Dokumentation über einen Zirkus, 29 Min.,
ZDF, 3 sat, 1992

Pilotfilm für eine Spielserie RTL, 60 Min.,1993

"spurlos"
Beiträge und Ablaufregie, RTL, 60 Min 1993/4

Leitung workshop "sciptwriting"
Bombay und Udaipur, Indien 1993 und 1995

seit 1995 producer bei Multimedia GmbH, Hamburg

Claudia Schröder: "Kinderfilme müssen spielerisch sein, müssen Spaß machen. Ein Rezept, was bei Kindern ankommt, kenne ich nicht. Ich glaube, es ist vor allem wichtig, die Kinder ernst zu nehmen, schließlich merken Kinder sehr genau, ob und wann sie verschaukelt werden."


Christine Nöstlinger
geboren 1936 in Wien. Christine Nöstlinger studierte Gebrauchsgrafik an der Akademie für angewandte Kunst. 1970 erschien ihr erstes Kinderbuch "Die feuerrote Frederike". Seitdem veröffenlichte sie eine große Anzahl von Bilder-, Kinder- und Jugendbüchern, von denen viele ausgezeichnet wurden (u.a. Deutscher Jugendbuchpreis 1973). Hark Bohm verfilmte 1975 ihr Buch "Wir pfeifen auf den Gurkenkönig", Ilse Hofmann drehte 1976 nach Nöstlingers Vorlage "Die Ilse ist weg".
"Konrad oder Das Kind aus der Konservenbüchse" erschien 1975 (1988 auf der Auswahlliste Deutscher Jugendliteraturpreis).
Für ihr Gesamtwerk wurde Christine Nöstlinger 1984 mit dem höchsten internationalen Jugendbuchpreis, der Hans-Christian-Andersen-Medaille ausgezeichnet.

"Ich habe gewisse Vermutungen darüber, was Kinder lesen wollen und gewisse Vermutungen darüber, was Kinder lesen sollten. Und dann habe ich noch das dringende Bedürfnis, mir gewisse Dinge von der Seele zu schreiben. Und die feste Überzeugung, daß Kinder beim Lesen gerne lachen, die habe ich auch."

Nöstlinger in: Bulletin Jugend + Literatur,
Nr. 12, 1983