BRD 1992, 16 mm, Farbe, 89 Min.
Die Geschichte des Schweriner Kinos "Capitol" von der Eröffnung 1936, über die Wende in der DDR bis zum Dezember 1991.
Ein halbes Jahrhundert deutscher Kinogeschichte. Und heute? Wie geht es weiter?
Diese Frage stand am Anfang zu den Dreharbeiten an dem Dokumentarfilm DAS CAPITOL im Mai 1990. Und sie bleibt, nur teilweise beantwortet, auch nach Beendigung der Dreharbeiten im November 1991 weiterhin bestehen. Festgehalten wurden eineinhalb ereignisreiche Jahre in der wechselvollen Geschichte des Kinogebäudes, aber auch im Leben der Menschen, die in dem Kinobetrieb arbeiten.
Die alten Selbstverständlichkeiten der staatlichen Kultureinrichtung waren mit einem Mal nicht mehr tragfähig. Das Umdenken war denkbar leicht, aber in der Anwendung schmerzhaft: Geld wurde zum alleinigen Maßstab des Neuen. Jetzt will Hollywood an den Wünschen und Träumen der Kinobesucher verdienen. Jedenfalls an denen, die Marketingmanager ausfindig gemacht haben.
Für die Mitarbeiter des Kinos ging es um ihren Versuch, sich zu behaupten oder mindestens Halt zu finden in einem Arbeitsklima der Ungewißheit und der Auflösung. Zwischen der Vorstellung von dem, was man sich als neues Leben wünschte, und der Wirklichkeit, die einen überholte, gab es viele Spannungen. Und nicht sie, die ehemaligen Bürger der DDR, sondern die anderen Deutschen aus dem Westen schienen die Lösungen in der Hand zu haben.
Wende gut, alles gut? Kaum. Und damit ist der Dokumentarfilm DAS CAPITOL nicht nur ein Film über ein Kino und seine Mitarbeiter, sondern ein Film über die Zeit, die über das Kino und seine Mitarbeiter und zugleich Tausende anderer Betriebe und Menschen hereinbricht. Manchmal sind die Widersprüche zwischen alter und neuer Zeit so kraß, die Sprünge, die den Menschen abgefordert werden, so riesig, daß der Film als weiterführendes Stilmittel Humor einsetzt. Chaplin hätte in der deutschen Wiedervereinigung einen tragisch-komischen Fundus ohnegleichen gefunden.
Eine abschließende Betrachtung des "Capitols" ist sowieso unmöglich: Die Zeiten ändern sich ständig, nicht wahr Herr Sondermann, Herr Warnke und wie hieß der Herr noch...?
Trevor Peters