Antarctica Project

Ein Film von Axel Engstfeld

Stab:
Buch/Regie:Axel Engstfeld
Kamera:Bernd Mosblech BVK
Schnitt: J.M.Lesguillons
Musik: Marcel Wengler
Produktion: Engstfeld
Filmproduktion in Zusammenarbeit mit Greenpeace International / WDR Köln

Bundesrepublik 1988 16 mm, Lichtton, Farbe, 97 min

Inhalt

Ein Film Zwischen Politik und Poesie für die Idee eines Weltparks Die Grösste und aufwendigste Expedition seit der Gründung von Greenpeace Der Versuch der Industrie-Nationen, den letzten Kontinent unter sich aufzuteilen 18 Länder haben einen Vertrag geschlossen, der ihnen allein die Entscheidungsgewalt über die Zukunft des letzten unbewohnten Kontinents der Erde sichert. Dieser Vertrag kam 1959 nur zustande, weil man den brisanten Punkt,die Verteilung der Ressourcen, ausschloß.Seit fünf Jahren arbeiten die Vertragsstaaten fieberhaft daran, Versäumtes nachzuholen.
Unter Ausschluß der Öffentlichkeit verhandeln sie ein diffiziles "mineral regime", das die Spielregeln zukünftiger Rohstoffausbeutung regelt.1991 steht das jetzige Stillhalteabkommen zur Revision an; dann wird der offene Wettlauf um die Schätze des weißen Kontinents beginnen.
12.Februar 1986-nach drei Monaten im Packeis der Ross Sea entschließt sich Greenpeace zum Abbruch ihrer ersten Antarktisexpedition. Die extremsten Eisbedingungen seit 15 Jahren zwingen zur Umkehr.In unmittelbarer Nähe der gigantischen amerikanischen Station McMurdo wollen sie die erste Station einer Umweltschutzorganisation in der Antarktis errichten, den Blick der Welt auf den entlegenen Kontinent ziehen, die Antarktis symbolisch zum Weltpark erklären.
Der Film folgt der Expedition in das südliche Eismeer.
Eine Reise zum entlegensten Kontinent der Erde gegen die Interessen der Mächtigen der Welt.
Eine Reise in die Vergangenheit der "Terra Australis Incognita"; Geschichten ihrer Entdeckung; eine Reise in die bedrohte Zukunft der letzten Wildnis.

Interview mit Axel Engstfeld
Was hat dich da unten persönlich am meisten beeindruckt?
Die total andere Wahrnehmung von Landschaft.Es ist eine völlig klare Atmosphäre dort und wenn man zum Beispiel einen Gletscher sieht, denkt, da könnte man eigentlich mal mit dem Schlauchboot rüberfahren, und dann auf den Radar guckt, ist man einigermaßen verblüfft. Der Gletscher ist noch an die 100 Kilometer weit weg! Und die Stille ist beeindruckend. Du hörst nur das ganz leise Plätschern des Wassers unter dir, das an die Scholle platscht, ansonsten meilenweit nichts. Ab und zu springt ein Pinguin aus dem Wasser und guckt, wer da auf der Scholle steht und geht wieder rein. Also es ist eine andere Welt. Einen Tag habe ich zwischen tausenden von Piguinen gedreht, die keine schlechten Erfahrungen in ihrem Leben gemacht haben, und sich dir total unbefangen nähern. Diese unterschiedliche Wahrnehmung von Natur, das finde ich faszinierend!
Für mich hat die Antarktis über diesen Konflikt Bodenschätze gegen stabiles Ökosystem starken symbolischen Charakter. Sie ist wirklich das letze Stück, auf diesen Planeten, das nicht besiedelt ist, das letzte Stück, das nicht zu irgendeiner Nation gehört und das nicht aufgeteilt ist.
Für mich heißt die Frage: ist der Mensch in der Lage, das zu akzeptieren und vielleicht mal ein Stück Land auf diesen Planeten so zu lassen oder muß man sich auch das unter den Nagel reißen?
Im Prinzip wiederholt sich genau das, was in anderen Ländern passiert ist: entdecken, erobern,ausplündern. Südamerika, Nordamerika, wo immer das auch lief. Es ist ein eisiger Spiegel von unserem Verständnis der Welt. Von Machtpolitik nämlich. Und das ist das eigentliche Thema und der Grund, über die Antarktis einen Film zu machen. Dann haben wir uns auf das konzentriert, was mir wichtig erschien, nämlich die Seite der potentiellen Gegenspieler darzustellen. Das heißt, wir sind nach Amerika gegangen und haben bei den Ölfirmen gedreht, haben Archivmaterial recherchiert. So ist es ein Film geworden, der auf der einen Ebene die Expedition beschreibt und auf der anderen die Geschichte der Entdeckung und die der möglichen Ausbeutung in der Zukunft erzählt.
Bodenschätze gewinnen oder Weltpark erhalten
Der ostantarktische Schild enthält vermutlich das größte Kohlerevier der Welt.
Denn soviel ist klar: Die Antarktis war vor und nach dem Erdzeitalter Mesozoikum Millionen Jahre lang bewachsen mit Farnpalmen und Buchenwäldern, bewohnt von Süsswassertieren, Mollusken, Käfern, Insekten und nach jüngsten fossilen Knochenfunden sogar von Reptilien. Kohle und Öl aus den organischen Ablagerungen muß es also geben.
Sowjetische Wissenschaftler entdeckten an der zum Indischen Ozean gelegenen Küste Antartikas im Prince-Charles-Gebirge gewaltige Eisenerzvorkommen mit einer dicke von über 100 Metern und einer Ausdehnung von 120 Kilometern. Dieser "Erzberg" könnte die gegenwärtige Weltnachfrage für die kommenden 200 Jahre decken. 1973 schätzte ein Bericht der United States Geological Survey die Ölreserven des Ross-, Wedell- und Bellingshausen-Meeres zusammengenommen auf über 15 Billionen Tonnen, die Gasvorkommen auf drei Trillionen Kubikmeter. Kaum ein Ökosystem ist so störanfällig, zart und heikel, wie das der antarktischen Welt, deren Vereisung vor 38 Millionen Jahren begann, und in der sich das Leben im Lauf von Jahrmillionen extremer Temperaturen optimal ausbalanciert hat. Stürme, Eis und bitterste Kälte ertragen die Vögel, Fische, Meeressäuger, Moose, Flechten und Gräser, gegen eine Ölpest sind sie aber ebensowenig gewappnet, wie die ihnen verwandten Arten unserer Breiten. Neben der Ölgefahr drohen Bergbau und Industrie damit, Staub auf dem Eis abzulagern. Klimaforscher sagen dafür weltweite Katastrophen voraus: eine staubbedeckte Eisoberfläche strahlt weitaus weniger Sonnenlicht ins Weltall zurück als die schneeweiß glitzernde. Unter der Staubschicht erwärmt sich das Eis, die sonst zähe Fließbewegung der Eismassen wird beschleunigt. In den letzten Jahren wanderten die Gletscher bereits deutlich schneller. Die Kohlendioxidanreicherung wird wahrscheinlich eine Erwärmung der Erdatmosphäre zur Folge haben, wodurch sich der Meeresspiegel weltweit erhöhen würde.

GREENPEACE kämpft daher weltweit für den >WELTPARK ANTARKTIS<, der eine gemeinsame, friedliche, ökologische Nutzung der Antarktis bedeuten würde.

Die Antarktis Erklärung von Greenpeace
-Auszüge -

Artikel II
Die Antarktis darf nur für friedliche Zwecke genutzt werden. Jegliche Maßnahmen militärischer Art sind verboten.

Artikel VI
Alle Aktivitäten in der Antarktis unterliegen folgenden Grundprinzipien:

1.Es dürfen keine Aktivitäten unternommen werden, die die natürliche Umwelt der Antarktis gefährden.
2.Es dürfen keine Aktivitäten unternommen werden, die den Lebensraum von Säugetieren oder Vögeln dort negativ beeinflussen.

Artikel VII
Die gezielte Erkundung sowie die Erschließung von Bodenschätzen in der Antarktis ist nicht gestattet.

Artikel IX
Der Fang von Säugetieren oder von Vogelarten in dem in dieser Deklaration genannten Gebiet ist nicht gestattet.

Artikel XI
Diese Deklaration kann von jeder Person, von Staaten und Organisationen, seien sie staatliche oder nicht-staatliche, unterzeichnet werden. Unterzeichnete Kopien sind in einem Büro von Greenpeace abzugeben.

GLEICHZEITIG MUSS EIN ANDERER DRUCK WACHSEN: DER DER UMWELT BEWUSSTEN MENSCHEN, REGIERUNGEN, GRUPPIERUNGEN ALLER ART GEGEN DIE AUFGABE DES LETZTEN UNBERÜHRTEN KONTINENTS, DESSEN ÜBERANTWORTUNG IN DIE HAND DER INDUSTRIE, NACH MEINUNG VERANTWORTUNGSBEWUSSTER WISSENSCHAFTLER EIN ÖKOLOGISCHER WAHNSINN WÄRE.

Unterschriftenlisten können Sie im GREENPEACE e.V.-Büro, Hohe Brücke 1,2000 Hamburg 11, anfordern.
GREENPEACE-STATION IN DER ANTARKTIS

Zu ihren Aufgaben im Eis gehört ein umfassendes Forschungsprogramm über das Leben von Antarktisfischen und Krill unter den harten antarktischen Winterbedingungen. Darüber hinaus sollen sie die schädlichen Einflüsse des Menschen auf das empfindliche Ökosystem untersuchen, in dem ein Moospolster jahrelang braucht, um sich von einem Fußtritt zu erholen.
Anfang Januar lichtet die MV-Greenpeace in Aukland/Neuseeland die Anker, Kurs: Antarktis. An Bord des hochseetauglichen Schleppers sind 34 Menschen, darunter die vier, die vor Ort, im "Eisschrank der Welt", für die Antarktis kämpfen wollen: Der neuseeländische Stationsleiter und Techniker Kevin Conaglen (26), die deutsche Biologin Gudrun Gaudian (25), der neuseeländische Techniker Justin Farrelly (23) und der holländische Stationsarzt Cornelius van Dorp (30). Alle vier haben ein hartes Überlebenstraining in den winterlichen Bergen Neuseelands hinter sich. Sie sind, wie Kevin sagt, keine "modernen Abenteurer: wir gehen in die Antarktis, weil wir glauben, daß sie uns braucht -und zwar jetzt."
Auf der Ross-Insel, unweit vom antarktischen Kontinent, an der Grenze von Schelfeis und offenem Meer, wollen die Greenpeacer ihre Station einrichten.
Bis auf das letzte Quentchen Frachtraum ist die Greenpeace mit der Überwinterungsausrüstung beladen: Lastschlitten, Proviant, technisches Equipment und schließlich die kälteisolierten, umweltfreundlichen Holzplatten, aus denen sich an Ort und Stelle zwei kastenartige Gebäude zusammensetzen lassen: ein 14 Meter langes und 6 Meter breites Wohn, Schlaf-, Funk- und Arbeitshaus,von den vier Überwinterern schon jetzt liebevoll "unser Schuhkarton" genannt, und ein kleines für Stromaggregate und Notproviant. Innerhalb von vier Wochen wird das alles von der Crew zu einer winterfesten Station zusammengebaut.
Die Greenpeace-Station wird den Lebensraum Antarktis so wenig wie möglich beeinträchtigen: Ihr Abfall wird in der Kälte tiergefroren, gelagert und regelmäßig vom Greenpeace-Schiff abgeholt. Auch ein Windrad haben die Greenpeacer im Gepäck,das, wenn alles klappt, "saubere" Energie liefern soll.

Wir fordern den Weltpark Antarktis !

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