Bis ans Ende der Welt

Ein Spielfilm von Wim Wenders

1999. Die Erde wird von einem außer Kontrolle geratenen Atomsatelliten bedroht. Niemand kann vorhersagen, wo der todbringende Amokläufer abstürzen wird. Die ganze Welt hält den Atem an. ... Vor diesem Hintergrund spielt der neue Film von Wim Wenders, 'Bis ans Ende der Welt', eine Liebesgeschichte, ein ultimatives Road-Movie rund um die Welt und ein Sciene-fiction-Film über die Möglichkeiten von Wahrnehmung.

Unterwegs von Venedig nach Paris wird eine junge Frau, Claire Tourneur, in einen Autounfall mit zwei Bankräubern verwickelt - danach ist sie mit einem Schlag reich. Dann trifft sie den mysteriösen Fremden, den sie vor seinen Verfolgern rettet, Trevor McPhee. Claire verliebt sich in diesen Mann, aber er verschwindet ebenso schnell aus ihrem Leben, wie er aufgetaucht ist. Sie kehrt zu ihrem Freund zurück, dem Schriftsteller Eugene Fitzpatrick, von dem sie sich getrennt hat, der sie aber noch liebt. Als Claire bald darauf zufällig einen Hinweis erhält, wohin Trevor weitergereist ist, folgt sie diesem nach Berlin. Sie findet ihn zwar dort, verliert ihn jedoch sofort wieder aus den Augen. Daraufhin engagiert sie einen Detektiv, Phillip Winter. Dem gelinget es dann, Trevor McPhee in Lissabon aufzuspüren, aber auch dieses Mal entwischt er Claire wieder, nachdem sie eine Nacht zusammen verbracht haben. Winters Computer hilft ihnen, Trevor auf den Fersen zu bleiben: sie folgen ihm nach Moskau. Hierher kommt auch Eugene nach, der Claire nicht verlieren will, und der hofft, sie zurückzugewinnen, indem er ihr bei ihrer Suche hilft. Zumal sich herausstellt, daß ihre Jagd vielleicht gar nicht so ungefährlich ist: sie erfahren, daß Trevor in Wahrheit Sam Farber heißt und vom amerikanischen Geheimdienst gesucht wird. Um die hohe Prämie von einer halben Million Dollar bemüht sich auch der Kopfgeldjäger Burt, dem Claire nun schon zum wiederholten Mal begegnet. ...

Claire folgt Trevor quer durch China, bis sie schließlich in Tokio wieder zusammenkommen. Dort gelingt es ihr endlich, ihn davon zu überzeugen, daß sie ihm aus keinem anderen Grund folgt als aus Liebe. Sam offenbart ihr sein Geheimnis: auf seiner aberwitzigen Reise durch die ganze Welt macht er mit einer Spezial-Kamera Aufnahmen, die von Blinden gesehen werden können. Hinter dieser Erfindung seines Vaters für seine blinde Mutter sind alle Geheimdienste her.

Nach einer letzten Aufzeichnung in San Francisco reisen die beiden per Schiff nach Australien. Dort verbergen sich seit einigen Jahren Sams Eltern, Henry und Edith Farber. Aber kurz vor dem Ziel geschieht das, was die Welt seit einiger Zeit befürchtet hat: alle Maschinen fallen aus, Uhren bleiben stehen, Computerprogramme sind gelöscht: die nukleare Katastrophe hat stattgefunden. Das könnte das Ende der Welt bedeuten. ...

Claire und Sam finden nach einer strapaziösen Wanderung den Weg zu Henry Farbers Laboratorium. In den darauffolgenden Wochen gelingt das Wunder: Edith Farber kann sehen, was ihr ihr Leben lang verwehrt war - ihre Kinder, Geschwister und Freunde, sowie all die Orte, die die Stationen ihres Lebens markierten.

Doch die Nebeneffekte sind unvorhersehbar. Edith stirbt an der Gewalt der neuen Eindrücke. Aus Verzweiflung über den Tod seiner Frau stürzt sich Henry Farber in eine Serie neuer Experimente: er versucht, seine Computer umzupolen, so daß sie nicht mehr Bilder in ein Gehirn senden, sondern umgekehrt lernen, aus Gehirnströmen Bilder zusammenzusetzen. Und es gelingt Henry Farber schließlich, bis in das Innerste der menschlichen Seele vorzudringen: Träume sichtbar zu machen. Seine Testpersonen sind sein Sohn Sam und Claire, deren Liebe zueinander einer großen Zerreißprobe ausgesetzt wird: sie verfallen einer neuen, bisher unbekannten Sucht, ihre eigenen Träume anschauen zu können. Der einzige, der übriggeblieben ist, ihnen zu helfen, ist Eugene.

Ñ'Bis ans Ende der Welt' ist ein Meilenstein in der Geschichte des europäischen Films; in Kalifornien wird man ihn vermutlich hassen. Er ist nichts weniger als eine Summe abendländischer Bildung, die sich nicht scheut, etwas einzufordern, das man auch mit dem ganz aus der Mode geratenen Wort Herzensbildung umschreiben müßte. Gleichzeitig ist es ein Werk von nahezu hybridem Ehrgeiz. Denn Wenders will zusammenzwingen, was selbst die großen Klassiker der zwanziger Jahre jeweils nur auf einer Ebene schafften: er möchte stilbildend sein wie Wienes 'Caligari', visionär wie Langs 'Mabuse' und bilderbewußt wie Murnaus 'Nosferatu'. Ich finde, es ist ihm gelungen."
(Peter Buchka, in: Süddeutsche Zeitung v. 12.9.91)

ÑWas diesen Film ausmacht, umreißt die blinde Edith, als sie am Ende ihres langen Weltenwegs ankommt: 'Mein Leben war voller trauriger Geschichten, einzigartig schön.'"
(Cornelia Resik, in: Sächsische Zeitung v. 14.9.91)

Im Basis-Film Verleih Berlin