Milch und Honig aus Rotfront
Ein Dokumentarfilm von Hans-Erich Viet

Pressestimmen
Ein Haus soll mehr sein als eine Bleibe. Wenn er einmal eine Pause macht, möchte er die Berge des Himalaja sehen, bekennt der Mann in Kirgistan, der für sich und seine Familie am Rande des Dorffleckens Rotfront ein neues Haus errichtet. Der Mann ist Deutscher und wie alle seine Landsleute in dem Steppenort bekennender Mennonit. Als seine Vorfahren die Siedlung gründeten, nannten sie sie „Bergthal“. Die Deutschen haben die kommunistische Umbenennung, die Verfolgung unter Stalin
und nationalistische Anfeindungen überstanden. Heute scheint sich ihr bäuerlicher Fleiß wieder auszuzahlen.
Bleiben oder gehen, das ist der Unterton in Hans-Erich Viets Dokumentarfilm „Milch und Honig aus Rotfront“, einem der besten Beiträge zur Reihe „Neue Deutsche Filme“ des Forums bei der Berlinale. Knapp die Hälfte der Rotfrontler hat die Chance zur Rückkehr nach Deutschland ergriffen. Den Ausschlag für die Entscheidung der Älteren gab jeweils das Wort der großgewordenen Kinder. Man ist es gewohnt zusammenzuhalten. So kommen die Ausgereisten im Westfälischen auch schnell zum neuen Haus. Aber der Bauer und Schlächter zugleich, der gedankenverloren auf die Ausläufer des asiatischen Zentralgebirges schaut, freut sich, dass er bleiben darf, denn hier wird er nicht plötzlich mit Russen verwechselt und schief angesehen, hier wölbt sich der Horizont endlos weit.
Hans-Erich Viet hat in Bergthal/Rotfront die Erinnerung an die eigene Kindheit im Ostfriesischen wiedergefunden und porträtiert die Menschen mit dankbarem Humor. FAZ 07.02.01

Alte Heimat, neue Heimat, heimatlos. Kirgisien ist 7000 Kilometer vom Hunsrück entfernt und dennoch, aufgrund der hier lebenden Aussiedler, nicht fern. Seit 300 Jahren leben Deutsche mitten in Asien. Die ersten kamen aus Ostfriesland, waren verfolgt wegen ihres mennonitischen Glaubens. Die letzten verschlug es während der Wirren des Ersten und Zweiten Weltkrieges nach Asien. Ursprünglich gab es mehrere rein deutsche Dörfer mit über 400 Höfen in der weiten kirgischen Steppe. Selbst in kommunistischer Zeit konnten sie ihr „deutsches Profil“ bewahren, war es ihnen möglich - zumindest im privaten Bereich-Sprache und Kultur zu leben. Einer Kultur, die sich zusammensetzt aus der Bewahrung des Überlieferten und der Anpassung an die neue Heimat. In Schwarz-Weiß wird die Geschichte unterschiedlicher Dorfbewohner gezeigt, die nach dem Zusammenbruch des alten Systems und der politischen Öffnung langfristig sich eine neue Existenz aufbauen wollen.
Trotz unterschiedlicher Nachrichten kehren immer mehr ihrer kirgisischen Heimat den Rücken, ziehen mit unterschiedlichen Gefühlen gegen Westen. Heute leben rund noch 20 Familien in Rotfront; es werden immer weniger. Die Zeiten von „Milch und Honig aus Rotfront“ scheinen zu Ende zu gehen.
Rheinische Zeitung 10.9.01

Die Mennoniten, die hier das Sagen haben, haben eine Form Ordnung geschaffen, die eigentlich nicht deutsch ist. Sie sind gegen Alkohol, und der Bürgermeister sagt, es sei früher viel Schnaps geflossen und gestohlen worden. Die Menschen in Bergthal sind arm, zufrieden und bescheiden; was anderes bleibt ihnen auch nicht übrig. Hans- Erich Viet betrachtet in seinem Schwarzweißfilm die Menschen aus der Distanz, fragt mehrfach nach, überwindet Hemmschwellen, ohne auf die Nerven zu fallen. Auf die Frage nach ihrer Heimat werden sie skeptisch.“ Wir haben eigentlich keine Heimat, nicht hier und nicht in Deutschland.“ Doch es liegt keine Schwermut, keine Hoffnungslosigkeit in den Antworten.
Rheinische Post 17.7.01

Es sind oft die desolate wirtschaftliche Lage und die Hoffnung, es möge zumindest den Kindern einmal besser gehen in Deutschland, die zum Antrag und schließlich zur Ausreise führen. Rotfront geht es unter Falks Regie noch relativ gut in einer zumeist ärmeren Umgebung, doch auch der Bürgermeister und Chef der Agrargesellschaft kann oft nur mühsam die Wirtschaft am Laufen halten. Die aluminiumblanke Molkerei, die noch Welts CDU-Vorgänger Horst Waffenschmidt finanzierte, stockt, weil der Käse doch schwerer zu produzieren und zu vermarkten ist, als die Euphorie über die deutsche Hilfe ahnen ließ. Auch die Bäckerei hat gelegentlich ihre Probleme. Der Renner aber ist die Mühle: Sie läuft im Schichtdienst und kann bis zu 30 Tonnen Weizen am Tag mahlen. Die Bauern kommen von weit her, denn die deutsche Mühle ist preiswerter und technisch besser als die alten Staatsmühlen. Der Kredit über 125000 Mark, den Falk dafür Deutschland aufgenommen hat, ist bereits zu Hälfte bezahlt. Der Schuldirektor am Ort ist Kirgise, doch er hat Deutsch gelernt beim Goethe-Institut.
„Milch und Honig aus Rotfront“ verspricht der romantisch klingende Titel. Doch im Alltag der deutschen Siedlung in Kirgisien fließen mehr Schweiß und Tränen.
Bayernkurier 23.8.01

„Milch und Honig in Rotfront“ ist ein Dokumentarfilm, der bei der Berlinale im Februar fünf Tage lang restlos ausverkauft war. Er schildert das Leben auf einem Flecken Land, dass 7000 Kilometer von uns entfernt liegt: in Kirgisien. In Rotfront leben Deutsche, noch etwa 20 Familien. Sie kamen aus Ostfriesland, Schlesien und Baden-Würtemberg und wollten sich vor 300 Jahren eine neue Heimat schaffen. Zugesichert hatte man ihnen, dass sie ihrem Glauben und ihre Identität behalten dürften. Gewaltlosigkeit und Arbeitswille zählen zu den Tugenden der Mennoniten.
Rheinische Zeitung, 30.8.01


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