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  • Martha Jellneck

    BRD1988, 16 + 35 mm, Farbe, 93 Min.

    BESETZUNG

    Darsteller
    Heidemarie Hatheyer
    Dominique Hoorwitz
    Angelika Thomas
    Ulrich Matschoss
    Hayati Yesilkaya
    Sylvia Anders
    und CHICO

    STAB

    Regie
    Buch und Ausstattung
    Kamera
    Schnitt
    Musik
    Produktion

    Kai Wessel
    Beate Langmaak
    Achim Poulheim
    Sabine Jagiella
    Michael Haase
    Ottokar Runze
    Filmproduktion in Coproduktion mit dem BR

    BIOGRAFIE

    KAI WESSEL, geboren am 19.9.1961
    1981-1983 Arbeit als Fahrer, Standfotograf und Aufnahmeleiter
    1983-1985 Kamera, Regie, Schnitt, Produktion mit Arne Steffen "Hamburger Wochenschau"
    1985-1986 Regieassistent und Tonmeister bei Ottokar Runzes Film "Hamburg, Bilder aus einer großen Stadt"


    BEATE LANGMAAK, geboren 1957
    seit 1980 Arbeit als Requisiteurin und Ausstattungsassistentin
    1985 Buch und Ausstattung des Kurzfilms "Menschen betten Glück und Leid" Regie: Kai Wessel

    Beate Langmaak erhielt für das Drehbuch "Martha Jellneck" den Europäischen Drehbuchpreis.

    HEIDEMARIE HATHEYER, geboren 8.4.1914 in Villach
    1936 erstes Theaterengagement in Wien
    1937-1941 Münchner Kammerspiele
    1941-1949 Bayerisches Staatsschauspiel
    1951-1957 Düsseldorfer Schauspielhaus, mit Gustav Gründgens und Karl-Heinz Stroux
    1955-1983 Schauspielhaus Zürich
    Filmdebüt 1937 mit "der Berg Ruft", Regie: Luis Trenker
    Bis 1964 dreißig Spielfilme. Wichtigste Arbeiten:
    -Die Geierwally, 1940, Regie: Hans Steinhoff
    -Begegnung mit Werther, 1949, Regie: K.-H. Stroux
    -Die Ratten, 1955, Regie: R. Siodmak





    Prädikat: besonders wertvoll
    "Mit dem höchsten Prädikat honoriert der Bewertungsausschuss das Gelingen eines filmischen Lehrstücks, eines Films, der überzeugend demonstriert, dass eine starke Geschichte, sensibel inszeniert keiner aufwendigen finanziellen Mittel bedarf, um künstlerische Exklusivität zu erlangen. Die ganze Palette ihres Könnens auszubreiten, wird der Hatheyer hier gestattet; sie steht zugleich im Dienst einer politischen Aufgabe: selten wurde deutsche Vergangenheitsbewältigung "privater" vorgeführt."

    INTERVIEW

    Gespräch mit Beate Langmaak und Kai Wessel

    Basis: Wie ist dieses Drehbuch entstanden?

    Beate Langmaak:Der äußere Anstoss war ein Dokumentarfilm über eine alte Frau, die Arthrose hatte, und das fand ich als eine Beschränkung aus eine Figur und eine Wohnung, als Handlungsrahmen sehr interessant. Und die andere Geschichte: mein Vater hatte einen Bruder, der im Krieg gefallen ist, und von dem ich noch sehr viele Sachen auf dem Dachboden gefunden habe: Briefe, Fotos - und das hat mich sehr interessiert: Ein solches Leben zu rekonstruieren mit Hilfe dieser Requisiten.

    Kai Wessel:Das war auch das interessante an der Figur Franz Laub, dass er im Grunde unser Nachbar sein kann oder der Nachbar von jedermann, den man jeden Tag grüßt und den man als einen liebenswerten älteren Herren kennengelernt hat, und der das vielleicht auch ist, heute, der aber im Krieg Sachen getan hat, die man ihm nie zugetraut hätte: Dieses Gewöhnliche, dieses Normale, in dem so eine latente Gemeinheit oder eine Bereitschaft zum Quälen steckt.
    Jedenfalls war uns das wichtig, eben dieses Normale, dieses Kleine, Alltägliche zu zeigen.
    In diesem Film hatte es für uns keinen Sinn, die Machenschaften eines Obernazis aufzudecken, seine vielleicht über den Mord an dem Kind noch weit hinausgehenden Taten darzustellen, sondern wir wollten das Geschehen bewusst in diesem kleinen - im Film dargestellten - Rahmen belassen. Eine kleine, einzelne Frau, nämlich Martha Jellneck. Und nicht unbedingt eine, die für alle alten Menschen steht, und ein kleiner, ganz normaler Nazi, der im Krieg Sachen gemacht hat, die er jetzt vielleicht auch nie wieder machen würde, die er vielleicht auch bereut.

    Basis:Welche Vorbereitungen habt ihr treffen müssen, damit der Film diese Authentizität erreicht? Ist diese überhaupt beabsichtigt gewesen?

    Beate Langmaak: Das war auf alle Fälle beabsichtigt. Es sollte wie ein Dokumentarfilm wirken. Das hatten wir uns so überlegt, dass die Geschichte den Zuschauer dann auch mehr packt, als wenn man von vorn herein weiß, hier wird nur eine Geschichte erzählt.

    Kai Wessel: Wir hatten auch im Kopf, dass sich die Leute, wenn sie den Film gesehen haben durch die korrekte Beschreibung vielleicht auch eher überlegen, wie alte Menschen leben bzw. nicht leben. Wir wollen erreichen, dass die Beschäftigung mit diesen Themen über das Sehen des Films hinausgeht. Es ist die Geschichte einer einzigen Frau. Zum Beispiel auch die Frage, warum hat die keinen Fernseher; dass sie keinen hat, ist eben Teil der Geschichte.

    Basis: Da muss es doch Anhaltspunkte aus eigener Erfahrung geben?

    Kai Wessel: Na klar, da ist natürlich die eigene Großmutter, die da mit reinspielt bzw. Großeltern von Freunden. Ich finde das ja auch nach wie vor nicht so abwegig, dass junge Leute einen Film über alte Menschen machen. Ich weiß nicht: alte Menschen sieht man überall auf der Straße, und wie sie aus den Fenster sehen; dass man sich da keine Gedanken macht, das kann ich nicht verstehen.