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  • Nirgendland

    D 2014, 72 Min., Farbe, 16:9, digital


    STAB

    eine FILMALLEE Produktion in Koproduktion mit dem Bayerischer Rundfunk
    in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Fernsehen und Film München
    Buch & Regie: Helen Simon • Koautoren: Katharina Köster & David Lindner Leporda • Bildgestaltung: Carla Muresan
    Montage: Nina Ergang • Musik / Ton: Konstantin von Sichart • HFF Herstellungsleitung: Ferdinand Freising
    HFF Gesamtleitung: Prof. Heiner Stadler • BR Redaktion: Dr. Claudia Gladziejewski • Produzent: David Lindner Leporda









    TEXTE ZUM FILM

    Für einen Filmemacher ist es eine wahnsinnige Herausforderung, eine so grausame Geschichte zu erzählen, ein so unvorstellbares Verbrechen auf allen Ebenen darzustellen, das sich der Imagination entzieht. Ich wollte unbedingt dem Erlebten und den Menschen gerecht werden. Doch welche Bilder wählt man, wenn alles danach schreit keine Bilder zu zeigen, und wie erzählt man eine Geschichte, ohne den Zuschauer so sehr zu verschrecken, dass er das Kino verlässt? Letztlich habe ich mich entschieden, mich selbst als Maßstab zu nehmen. Wenn ich mich ganz reinstürze, alle Widerstände fallen lasse, mich dem Schmerz und Grauen dieser Geschichte hingebe und dabei meinen Protagonisten folge, würde ich schon sehen, wie weit ich gehen kann und was am Ende für die Erzählung möglich ist.
    Tina und Sabine nahmen mich bei der Hand und führten mich tief in den Wald hinein. Ihr Mut, ihre unglaubliche Lebenskraft waren Vorbild für mich. Wenn sie das aushalten mussten, dann kann ich und jeder Zuschauer das auch. Mehr noch sind wir verpflichtet dazu, ihre Geschichte in all seiner Komplexität auszuhalten.

    Bisher habe ich sexuelle Gewalt an Kindern als isoliertes Phänomen betrachtet. Bei dem Versuch mir Klarheit darüber zu verschaffen, bin ich in die gleiche Falle getappt wie viele: ich habe einem Opfer einen Täter gegenüber gestellt, und damit das Verbrechen
    auf gefährliche Weise reduziert. Aber es betrifft immer die ganze Familie und lässt sich nicht auf einzelne Taten reduzieren. Mein Film konzentriert sich auf die Auswirkungen der Taten, welche die Mittäterschaft mit einschließen. Ich bin davon überzeugt: wenn wir etwas ändern wollen, müssen wir unseren Blick weg von der Tat selbst hin zum Umfeld richten. „Nirgendland“ steigt in einen dunklen Bereich gesellschaftlicher Realität hinab. Die Grauzone sexueller Gewalt an Kindern bekommt ein Gesicht, vor dem wir nicht mehr die Augen verschließen können.
    Helen Simon