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  • Asphaltflimmern

    BRD 1994, 35 mm, Farbe, 81 Min.

    BESETZUNG

    Gena
    Micka
    Philipa
    Fati Sengül
    Thorsten Schätz
    Oda Pretschner

    STAB

    Buch:
    Regie:
    Schnitt:
    Kamera:
    Musik:
    Produktion:
    Redaktion:
    Johannes Hebendanz
    Johannes Hebendanz
    Johannes Hebendanz
    Peter Krause
    Wolfgang von Henko
    Bruno Knoche Film GmbH, Hamburg
    Das kleine Fernsehspiel, Elke Müller

    BIOGRAFIE

    Johannes Hebendanz

    geboren 1960 in Münster
    1980-82 Ausbildung als Fotograf in Berlin
    1986-90 Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg
    seit 1990 Arbeit als Regisseur, Autor, Aufnahmeleiter und Regieassistent für verschiedene Werbe-und Fernsehfilmproduktionen


    FILME

    1987

    1989

    1993/94
    DAS GESCHENK, 9 Min, 16 mm, Kamera, Regie und Produktion

    DER AUSFLUG, 20 Min., 16 mm, Regie, Buch und Produktion

    ASPHALTFLIMMERN

    FESTIVALS / AUSZEICHNUNGEN

    1995
    1995
    1995
    Adolf-Grimme-Preis
    Publikumspreis "Fliegender Ochse" Filmfest Schwerin
    Otto-Sprenger-Nachwuchspreis

    INTERVIEW

    Aus einem Gespräch mit Johannes Hebendanz:

    Gudula Meinzolt: Von welcher Idee, von welchem Interesse bist Du beim Schreiben des Drehbuchs ausgegangen?

    Johannes Hebendanz: Als Jugendlicher fand ich die Idee sehr faszinierend, einfach ein Auto zu klauen und damit abzuhauen. Ich habe es nie gemacht und war auch nie in solchen Kreisen. Aber vor allem haben mich die drei Charaktere interessiert. Jeder der drei ist auf seine eigene Art und Weise entwurzelt, heimatlos, Außenseiter. (...)
    Es ging mir darum, eine kleine Traumwelt zu schaffen, auch wenn die drei nach wie vor recht hart miteinander umgehen. Man fragt sich ja, warum bleiben sie eigentlich zusammen? Aber die ganze Situation schweißt sie zusammen und sie finden ja auch im Verlauf des Films langsam zueinander. Das wird nie ausgesprochen, dafür gibt es nur winzige Anzeichen.

    G.M.: Hätte eine Stadt als Schauplatz diese Konzentration und die Möglichkeit, zusammenzufinden, nicht zugelassen?

    J.H.: Der Film könnte nicht in der Großstadt spielen, die Protagonisten würden nicht zusammenbleiben. Es ist u.a. deshalb ein Road-Movie, weil es keine andere Möglichkeit gibt, sie zusammenzuführen und zusammenzulassen. Über die Reise und die Bewegung lernen sie sich dann mehr und mehr kennen und schätzen. Obwohl es unausgesprochen bleibt, begreifen sie, dass sie nichts anderes haben als sich selbst. Ich wollte das aber nicht als ''Botschaft'' über den Film schreiben. Darüber denkt man vielleicht am Schluss nach.

    G.M.: Die Idee zum Drehbuch entstand ca.1989/90, noch vor der Maueröffnung. Im Sommer 1993 wurde gedreht. Wie hat sich das Drehbuch in dieser Zeit verändert?

    J.H.: Die allererste Idee hatte ich noch vor der Maueröffnung. Nach diesem Ereignis habe ich ein Exposè geschrieben, in dem sehr viel von dem, was dann passiert, vorweggenommen war. Ich meine die Ausländerfeindlichkeit, die so extrem ausgeartet ist. Aber je mehr das alles passierte und je länger ich mit dem Drehbuch befasste, desto mehr wusste ich, dass das aus dem Drehbuch verschwinden musste. Mich interessierten immer mehr die drei Personen, und ich wollte zeitloser sein. Rechtsradikalismus und der innerdeutsche Ost-West-Konflikt sind nicht Hauptthema dieses Films. Aber es war für mich wichtig, einen ostdeutschen Charakter in den Film zu nehmen, weil das in die Zeit gehört. Diese Wurzellosigkeit, um die es mir bei den drei Charakteren ging, ist in der ehemaligen DDR ein sehr typisches Phänomen. Die drei Personen haben das gleiche Problem, aber es ist bei jedem anders geartet und hat andere Ursachen, wie zum Beispiel die Flüchtlingsproblematik und Ausländerfeindlichkeit oder eben die Zerstörung der kulturellen Identität der DDR.

    G.M.: Wolltest Du deshalb keine professionellen Schauspieler haben, damit die Lebenserfahrung der Darsteller in den Film mit einfließen? Inwieweit sind sie tatsächlich in das Drehbuch integriert worden?

    J.H.: Das Drehbuch war nicht auf Improvisation angelegt. Aber es hat sich während des Drehens stark verändert, aufgrund der Kinder, die nur ein begrenztes Spektrum an Möglichkeiten haben, einen Text zu sprechen und den dann für sich modifizieren. Was das Lernen von Texten angeht hatten die drei ein ganz unterschiedliches Niveau. Das zusammenzukriegen war sehr schwierig. Die Möglichkeiten für Laien sind einfach begrenzt. Man kann nicht sagen: mach das doch mal ganz anders. Ich hab die Texte und Szenen an die Möglichkeiten angepasst, an das, was umsetzbar war. Es gab Dinge, die rausgeflogen sind, weil sie für sie nicht machbar, nicht sprechbar waren. Es war zum Teil auch sehr schwierig, zu vermitteln, was Fiktion und was Realität ist, was ist die Person und was ist die Figur. Im Nachhinein bin ich aber froh, dass ich den Film mit Laienschauspielern gedreht habe, denn dadurch wird die Geschichte authentisch. Wenn jemand diesen Background nicht hat, kann er das nicht so spielen. In der Begründung für die Verleihung des Adolf-Grimme-Preises heißt es u.a.:
    ''Immer wieder bricht Hebendanz den Erzählfluss seines Films mit überraschenden Wendungen, reißt Szenen bloß an, spielt mit den Erwartungen des Publikums und überläßt es dem Zuschauer, die Freiräume mit eigenen Seherfahrungen zu füllen. Eine nahezu perfekte Darstellerführung, herrlich trockene Dialoge, eine Kameraführung, die eigentlich trostlose Situationen der drei Ausreißer immer wieder mit überhöht schönen Aufnahmen konterkariert, machen dieses Road- Movie zu einem Fernsehfilm von selten gewordener Stringenz.''