•  
  •  
  •  

  •  


  • VERLORENWASSER

    PRESSESTIMMEN

    VERLORENWASSER
    In vier filmischen Ausflügen erzählt Peter Roloff von der Gegend um Verlorenwasser, dem rund 100 Kilometer von Berlin entfernt gelegenem Bächlein nebst gleichnamigem Dorf. Film eins und zwei entstanden kurz nach der Wende und bestechen durch ihre formale Strenge. Während die Wahllokale 1990 ruhig daliegen, herrscht Hektik im Äther. der zweite Teil arbeitet mit dem Bild-im-Bild Prinzip und erforscht die individualisierte Nachwendezeit.
    Teil drei ist ein wahres Kleinod: Das Spiel von Ton und Bild, die Verknüpfung einer russischen Reiseerzählung aus ferner Vergangenheit mit der Bildebene, die als schwarzweißer Kompilationsfilm daher kommt, ist voller Humor. Der vierte Teil konzentriert sich ganz auf Verlorenwasser, auf die Gegenwart und die Menschen. Während die ersten beiden Teile sich aus ihren stilistischen Fesseln nicht befreien können, gelingt im dritten Kurzfilm die Einheit von Form und Geschichte. Der vierte Teil, die ruhige und kluge Annäherung an die Menschen, ist das poetische Ende dieser vierteiligen Spurensuche in einer verlorenen Landschaft.
    Markus Raska, Zitty
    ___________________________________________________________________________________________________________

    Zwischen Konzeptkunst und Homemovie
    Eigenwilliger Blick auf den deutschen Osten: Verlorenwasser 1 – 2 – 3 – 4

    Der Ort Verlorenwasser im Fläming südwestlich von Berlin trägt seinen Namen nach einem Gewässer, das nach dem Ursprung noch einmal verschwindet und eine Weile unterirdisch fließt, bis es schließlich wieder zur Erdoberfläche zurückfindet. Peter Roloff hat sich für sein vierteiliges Filmprojekt „Verlorenwasser“ von diesem Bach inspirieren lassen, zumal er dort entspringt, wo die DDR einmal ihren geografischen Mittelpunkt hatte. Über einen Zeitraum von 20 Jahren sind die vier Filme entstanden, im ersten sind viele Wahllokale zu sehen, am Tag der ersten freien Kommunalwahlen nach dem Ende der DDR. Peter Roloff ist ein Spurensucher und Spurenleger, er bringt die Landschaften zum Sprechen, oder er lässt Menschen an unvermuteten orten sprechen, wenn er etwa einen Fernseher auf einen Heuballen aufstellt und mitfilmt, wie ein Mann von sich erzählt. „Verlorenwasser“ ist ein eigenwilliges Projekt irgendwo zwischen Konzeptkunst und Homemovie, und obwohl Peter Roloff aus dem Westen stammt, hat er viel Sinn für die Besonderheiten der ehemaligen DDR.
    Bert Rebhandl, tip
    ___________________________________________________________________________________________________________

    Verlorenwasser

    Essayistisch aufgearbeitete Langzeitbeobachtung des Dorfs Verlorenwasser im Landkreis Potsdam-Mittelmark. In vier Teilen, die sich stilistisch und im Erzählton deutlich unterscheiden, verfolgt der Dokumentarfilm die Entwicklung des Orts zwischen 1990 und 2010, wobei auch Spuren aus NS- und DDR-Zeit einfließen. Auf assoziativ-persönliche, formal experimentelle Weise wird dabei ein facetten- und bezugreiches Porträt eines Orts, einer Landschaft und ihrer Bewohner entworfen.

    Aus drei Minuten wurden 100 Minuten und 20 Jahre .Verlorenwasser'", schreibt Peter Roloff im Pressematerial zu seinem Essayfilm, der eigentlich die Kompilation von vier Filmen ist, die zwischen 1990 und 2010 den Ort Verlorenwasser im Landkreis Potsdam-Mittelmark „umspielen". Begonnen hat das Projekt 1990 mit einer relativ simplen, aber schlüssigen Idee: Wie sieht der Tag der ersten freien Volkskammerwahl am 18. März 1990 abseits der Metropole aus? Bei der Suche nach einem geeigneten Drehort stieß der Westberliner Roloff auf die abgelegene, kaum kultivierte Landschaft um das Dorf Verlorenwasser, in der sich unterschiedliche Zeit- und Erzählebenen zu überlagern scheinen. 27 Minuten dauert der erste, wunderschön fotografierte und formal bemerkenswert stimmig gestaltete Ausflug, gedreht in Schwarz-Weiß. Das ursprüngliche Thema, der Kontrast zwischen dem Medienrummel um den spektakulär hochgejazzten Wahltag und den zumeist menschenleeren und provisorischen Wahllokalen in der Provinz, ist erkennbar, aber der Filmemacher und sein kleines Team haben noch ganz andere Entdeckungen gemacht: den geografischen Mittelpunkt der DDR, Brückenruinen aus den letzten Kriegstagen, eine sowjetische Kaserne, eine Erinnerungstafel an die Heldentaten der Roten Armee, Fundamente eines KZ-Außenlagers. So ergibt sich eine „Erinnerungslandschaft“ zwischen 1945 (Ende des Nationalsozialismus) und 1990 (Ende des real existierenden Sozialismus). Roloff sammelt Eindrücke, Gegenstände wie Schilder oder Markierungen, an denen Spuren von Geschichte und Geschichte(n) zu kleben scheinen. Auch auf der Tonspur ver¬mischen sich Stimmen und Melodien, die „Internationale", Volkslieder, die Hymne der DDR.

    1992 kehrte Roloff nach Verlorenwasser zurück, diesmal mit Farbfilm im Gepäck, was den 31 Minuten von Teil 2 einen anderen Blick verpasst. Arbeitshypothese von Teil 2 ist jetzt das Stichwort: „Identitätsvakuum". Roloff macht sich mit eigenwilligen formalen Experimenten seinen Reim auf eine Gesellschaft im Übergang. Plötzlich sind merkwürdig pathetische Parolen an den Häuserwänden zu lesen; die Ratlosigkeit der Menschen vermittelt der Filmemacher durch Bild-im-Bild-Installationen und Tonüberlagerungen, die nur bestimmte Themen schlagwortartig aufblitzen lassen, aber keinen Diskurs vermitteln. Teil 3, 22 Minuten lang, fällt komplett aus dem Rahmen: Es ist ein Reisefilm, basierend auf (fiktiven) Briefen des russischen Tuchhändlers Igor Grusewejitsch, und hat nur mittelbar mit Verlorenwasser zu tun, dafür arbeitet er mit Resten der Teile l und 2 (sowie anderswo gedrehtem Material). Dieser Teil ist Mockumentary voller Anspielungen und funkelndem Witz, gewissermaßen die lichte Version der immer etwas dunklen Landschaft. Der vierte Teil stammt schließlich von 2008 bis 2010 und zeigt, was sich in den vergangenen 20 Jahren getan hat. Das Übungsgelände der Bereitschaftspolizei, auf dem der Häuserkampf geübt wurde und das schon in Teil 1 auftauchte, ist mittlerweile fast völlig zugewuchert. Aber noch immer steht der Abhörmast der Staatssicherheit auf einem Grundstück, das auf keiner DDR-Karte verzeichnet war. Auch den Mittelpunkt der DDR findet man noch mit etwas Glück. Prägnanter als in den Teilen 1 und 2 kommen jetzt Menschen ins Bild, die auch noch einige Geschichten zu erzählen haben. Man wünscht sich, dass der sehr persönliche, sehr sehenswerte Essayfilm „Verlorenwasser" das Projekt der Langzeitbeob¬achtung nicht abschließt, sondern vielmehr eine Zwischenbilanz darstellt. Immerhin hat Roloff Vorkehrungen getroffen, dass man Verlorenwasser auch mit aktuell modernsten technischen Hilfsmitteln finden kann.
    Ulrich Kriest, film-dienst
    ___________________________________________________________________________________________________________


    "Auf den Punkt und die selbstauferlege Aufgabe konzentriert, ohne krude Kunstanstrengung und mit funktionaler Geradlinigkeit werden genau solche Tatsachen zusammengefügt, die einen interessanten Erzählfluss garantieren. Ein geglückter Film von einer wundersamen Reise, die Gepäckstücke der Erinnerung aus vergessenen Zonen mitbringt."
    Die Weltwoche, Zürich