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  • Berliner Stadtbahnbilder

    PRESSESTIMMEN

    Die Zeit: Faszinierend

    “Stadtbahnbilder" von Alfred Behrens ist ein großer Abenteuerfilm. Ein Film aber, der nicht von einer Geschichte zwischen Menschen ausgeht, sondern ganz und gar von Dingen: von Gebäuden und Schienen und von den Zügen, die den Gebäuden und den Schienen erst ihren Sinn geben. Die Kamera ist auf Seiten der Dinge. Sie starrt auf Einzelheiten. In den Bahnhöfen: auf Wände, Treppen, Schilder. Auf den Bahnsteigen: auf Pfeiler, Dächer, Buden. In den Waggons: auf Türen, Sitze, Haltestangen. Die Kamera starrt, und im Starren sucht sie die Identität mit dem Gezeigten. So offenbart sie hinter den Spuren der Verwahrlosung, die Wind, Regen, Sonne und unzählige Menschen mit ihrem Tun und Lassen gelegt haben, den alten Prunk. Es sind schöne Bilder, die dadurch entstehen, leere Bilder von verlassenen Bahnhöfen und von kaum benutzten Zügen. Bilder, die weder etwas beweisen, noch etwas belegen, sondern das Leben ausdrücken und den Zustand dieses Lebens: das Leben und den Zustand der Kameratätigkeit und ihrer Gegenstände. “Stadtbahnbilder" erinnert sehr an den Anfang des Filmemachens. Da gab es die Apparatur. Und da gab es die Männer und die Frauen, die mit ihren Kameras auf Straßen und Bahnhöfe gingen und dann voller Staunen feststellten, dass sie das, was auf den Straßen und den Bahnhöfen passierte, mit ihrer Apparatur registrieren und danach wieder und wieder reproduzieren konnten. Es ging um alltägliche Geschehnisse und alltägliche Bewegungen. Die genügten als Abenteuerstoff für einen Film. In “Stadtbahnbilder" ist diese Frühzeit des Filmemachens noch lebendig. Das naive Staunen und die naive Faszination: Dass da etwas ist, das man in aller Ruhe beobachten will und auch kann. Und dass da etwas unabhängig von Tages- und Jahreszeiten sich durch Berlin bewegt, dem man näher kommen will und auch kann. Einmal, ziemlich am Ende des Films, begleitet die Kamera den fahrenden Zug von der linken Seite aus. Man sieht die Außenwände der Waggons, Sträucher und Bäume neben den Gleisen, den Himmel und einen leeren Schienenweg. Plötzlich nähert sich ein entgegen kommender Zug - rasend schnell. Und in dem Moment, wo der an der Kamera vorbeirast, schließt man die Augen. Dieser kurze Schock: Darin liegen alle Geheimnisse des Kinos verborgen."
    (Norbert Grob)


    Der Spiegel: Zierde der Stadt

    “1970 war Uwe Johnson ein einsamer Rufer, als er die gemauerten Viaduktbögen, die gußeisernen Träger, die Gewächshausaufgänge, das verjährte Emaille der S-Bahn beschrieb, als er zu bedenken gab, dies alles halte die Vergangenheit der Stadt im Gedächtnis, als er feststellte: Die weiten Bahnsteige gehören zur Landschaft der Stadt, und da wird auf uns gewartet. Mittlerweile ist das Thema zu einem beliebten Sujet für Schreiber und Photographen geworden. So haben jetzt Alfred Behrens und Volker Noth in melancholischen Farben “Berliner Stadtbahnbilder" zusammengestellt.Noth und Behrens haben auf Tonbändern Dutzende von Alltagsgeschichten aus einem halben Jahrhundert gesammelt, vor allem aber, zu jeder Jahreszeit, auf allen Strecken und zu allen Bahnhöfen Photoexpeditionen unternommen. Auf Berlins Stadtbahn, so registrieren Behrens und Noth, ist die Zeit stehengeblieben: “Hier ist Deutschland noch so anzuschauen, wie es früher einmal ausgesehen hat."
    (Kritik zum Buch "Berliner Stadtbahnbilder")